Der Begriff Infrastruktur meinte in der französischen Sprache ursprünglich alle Arbeiten, die vor dem Verlegen von Eisenbahnschienen ausgeführt werden. Gemeint ist also der “Unterbau”.
Wirtschaftliche Infrastruktur
“Infrastruktur ist die Gesamtheit der materiellen, institutionellen und personellen Einrichtungen und Gegebenheiten, die der arbeitsteiligen Wirtschaft zur Verfügung stehen und dazu beitragen, dass gleiche Faktorenentgelte für gleiche Faktorleistungen (vollständige Integration) bei zweckmäßiger Allokation der Ressourcen (höchstmögliches Niveau der Wirtschaftstätigkeit) gezählt werden.
Mit Infrastruktur werden somit die wachstums-, integrations- und versorgungsnotwendigen Basisfunktionen einer Gesamtwirtschaft umschrieben.”
Die materielle Infrastruktur, auch als Sozialkapital bezeichnet, umfasst die Gesamtheit aller Anlagen, Ausrüstungen und Betriebsmittel in einer Gesamtwirtschaft, die zur Energieversorgung, Verkehrsbedienung, Telekommunikation und zur Konservierung der natürlichen Ressourcen und Verkehrswege dienen. Die materielle Infrastruktur ist damit der Teil des Realkapitalstocks einer Wirtschaft, der dazu dient, Nutzungen zu erzeugen, die überwiegend als Vorleistungen in die Produktion von Gütern und Diensten eingehen.
Als institutionelle Infrastruktur bezeichnet man “die gewachsenen und gesetzten Normen, organisatorische Einrichtungen und Verfahrensweisen einer Volkswirtschaft, die den Rahmen für die Aufstellung, Entscheidung, Durchführung und Kontrolle der Wirtschaftspläne der Wirtschaftssubjekte abgeben.”
Die personale Infrastruktur (human capital) stellt sich in der Zahl und in den qualitativen Eigenschaften der Menschen dar, die zur Erhöhung von Niveau und Integrationsgrad der Wirtschaft beitragen. “Die Schaffung der qualitativen Eigenschaften der ökonomischen Funktionsträger erfordert Aufwendungen, die Investitionscharakter haben, da hieraus in aller Regel zukünftige Erträge zu erwarten sind.”
Staatsräumliche Infrastruktur. Versuch einer Begriffsbestimmung
Nicht alle Gegenstände der wirtschaftlichen Infrastruktur sind staatengeographisch relevant. Insbesondere gehören wesentliche Bereiche der marktwirtschaftlich institutionellen Infrastruktur ausschließlich in den Komplex der Ökonomie, und vieles von dem, was der Begriff der personalen Infrastruktur enthält, fällt in die Soziologie. Auch die militärische Infrastruktur ist nur zum Teil staatengeographisch von Bedeutung. Aber aus dem Umstand, dass vieles von dem, was man unter wirtschaftlicher und militärischer Infrastruktur versteht, staatengeographischen Bezug hat und es staatengeographisch ganz eigne Sachverhalte gibt, leitet sich die Notwendigkeit ab, die Infrastruktur auch staatengeographisch zu definieren. Dabei ist einzubeziehen, daß es “Vorleistungen” gibt, die nicht vom Menschen bzw. vom Staat geschaffen wurden, die also keinerlei Kapitalinvestitionen darstellen, sondern als geographische Faktoren schlechthin das Dasein des Staatsvolks grundlegend mitbestimmen. Hierzu gehören die naturgegebenen Leitlinien im Staatsraum, die Umrissform und Flächengröße des Staates, die naturräumliche Gliederung, die den politischen Regionalismus oder den Zentralismus fördern oder hemmen kann. Diese Fakten sind von ganz ähnlicher Relevanz wie die vom Staate der Wirtschaft und dem sozialen Leben gegebenen Vorleistungen. Die Definition der staatsräumlichen Infrastruktur muss soweit gefasst sein, dass sie allen Daseinsgrundlagen des Staatsvolkes gerecht wird.
Unter der Infrastruktur des Staatsraums wird die Gesamtheit des räumlich-kategorialen Befundes ( Flächengröße, Umrisssform, Lage, Grenzen, Hauptstadt) einschließlich der naturräumlichen Gliederung sowie die gesamte Grundausstattung mit jenen Einrichtungen verstanden, die vor allem durch Investitionen der öffentlichen Haushalte (Sozialkapital als Vorleistungen für die Daseinsgestaltung) des Staatsvolkes geschaffen wurden.
Reichlich Bildmaterial vorhanden mit dem Thema/Aussageschwerpunkt "Infrastruktur" [ggf. hier als Seite anfügen]
Quelle: Wendt, Transkontinentalstaaten im Vergleich (vergriffen), S. 15/16
- abgetippt von Britta Wolff, EK 12.Jg. 1997; ß auf ss umgebaut: Mo 28.11.2005 -
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